In diesem Sommer ist es fünf Jahre her, dass eine große Zahl von Schutzsuchenden aus Syrien, Afghanistan und anderen Kriegs- und Krisenländern nach Deutschland geflohen ist. Nachfolgend ein kurzer Einblick, was beim AWO-Kreisverband Bautzen passiert ist.
#offengeht – 5 Jahre nach dem Sommer der Flucht
Sommer 2015 – Tausende Flüchtlinge streben nach Deutschland. Sie kommen meist über Bayern, werden „verteilt“ und viele landen auch in einem schnell errichteten Zeltlager in Dresden. Die Odyssee geht jedoch weiter – einige Familien werden unter anderem nach Bautzen verwiesen, bekommen dort nach einiger Zeit eine Wohnung. So auch Familie S. mit Vater, Mutter und 4 Kindern. Sie sprechen kaum Deutsch, die Kinder brauchen Hilfe, um in der Schule bestehen zu können. Auch bei der AWO Bautzen wird nachgedacht, wie man den neuen Mitbürgern den Start in ein fremdes, neues Leben erleichtern könnte. In Absprache mit „Bautzen ist bunt“ wurde beschlossen, die Familie S. zu unterstützen. So bot die AWO schulische Unterstützung für die beiden Großen an, welche gern angenommen wurde. Die Deutsche Sprache lernen, Aufgabenstellungen aus dem Unterricht verstehen usw. standen im Fokus. Zuerst wurde die Familie von zwei AWO Helfern zu Hause besucht und am kleinen Wohnzimmertisch begann der „Unterricht.“Aber nicht nur die zwei großen Schüler wollten lernen, nein, auch der jüngere Bruder, damals zweite Klasse. Alle, auch die einjährige Kleine, saßen dichtgedrängt am Tisch, auf dem sich Arbeitsblätter, Bücher und Lernspiele türmten. An ein gezieltes Lernen war so leider nicht zu denken. Deshalb organisierte eine der Betreuerin ein kleines Büro in der Stadt. Dort konnte individuell und in Ruhe mit den Kindern geübt werden – mit dem Jungen die deutsche Sprache in Wort und Schrift sowie das Lesen in dieser Sprache und mit der aufgeschossenen und interessierten M. die Schulaufgaben. Bald kamen auch noch Anfragen über WhatsApp, wenn etwas nicht verstanden wurde oder eine Klassenarbeit ins Haus stand. Das meist wöchentliche Zusammentreffen hat allen viel Spaß gemacht und es gab schrittweise kleine Erfolge zu verzeichnen.
Natürlich entstand auch persönliche Nähe zur Familie. Durch Besuche bei der Familie zu Tee und Gebäck, wozu wir oft eingeladen wurden, zu Geburtstagsfeiern oder dem Fastenbrechen usw. lernten wir ihre Traditionen kennen und verstehen. Interesse brachten aber auch die Syrier für das Leben in Deutschland auf, zeigten sich z.B. aufgeschlossen für das Weihnachtsfest oder Ostern. Mit den Kindern wurden auch Ausflüge unternommen, um ihnen ihre neue Umgebung näher zu bringen. So lernten sich „beide Seiten“ besser verstehen und zu achten.
Leider verzog die Familie im vorigen Jahr nach Dresden, weil der Vater dort Arbeit gefunden hatte.
Ingrid Füllner
AWO Ortsverein Bautzen